Exkursion,  Termin

Erste Exkursion des Vereins: Lägern, 6. März 2022

Die Mitglieder des Vereins Galanthophile Schweiz und Interessierte versammelten sich am 6. März 2022 beim alten Kiesbruch in Ehrendingen, um gemeinsam zu den wilden Schneeglöckchen auf den Lägern aufzubrechen. Einführend erklärte Yanik Neff, wie das Juragebirge entstanden ist und wie es sich von Frankreich durch die Schweiz bis auf die Schwäbische Alb in Süddeutschland erstreckt. Durch die Ost-West-Ausrichtung der Jurafalten weisen sie jeweils eine schattige und feuchte Nordseite und eine trockenwarme Südseite auf. Die Vegetation unterscheidet sich demnach auch diametral: An Nordhängen wachsen Farne, Bärlauch und weitere schattenliebende Stauden im Buchenwald. Die Südflanken jedoch weisen thermophile (wärmeliebende) Arten auf, die auch grosse Trockenheit im Sommer vertragen. An besonders exponierten Stellen trifft man hier beispielsweise auf Flaumeichen und seltene Orchideen.

Nach einem Abwechslungsreichen Aufstieg mit wunderbarem Weitblick ins Schweizer Mittelland traf die Wandergruppe auf die ersten Schneeglöckchen, die sich nach der kältesten Nacht des Jahres mit ihren Stielen zu einem Grossteil auf die Erdoberfläche abgesenkt hatten. Aufgrund der wärmenden Sonne dauerte es jedoch nicht lange, bis sie sich aufgerichtet hatten. Bald darauf waren die ersten Hummeln unterwegs, um Nektar und Pollen zu sammeln.

Wilde Schneeglöckchen auf den Lägern

Wie angekündigt gab es nach dem Aufstieg einen Gebirgsapéro mit Weisswein, Rimuss und Snacks, spendiert vom Verein. An einem ausgesuchten Ort mit vielen Sämlingen startete Yanik Neff mit der Einführung ins Thema der wilden Schneeglöckchen im Juragebirge:

Yanik Neff erzählt über die wilden Schneeglöckchen der Schweiz

In der Schweiz kenne sie jedes Kind: Die Schneeglöckchen. Sie wachsen in praktisch jedem Garten und kaum eine Person wisse, dass das wilde Schneeglöckchen eine äusserst seltene Pflanze sei, die in ihrer ursprünglichen Form nur an vereinzelten Orten wächst. Yanik Neff erzählte den ExkursionsteilnehmerInnen, dass es grosse Unterschiede zwischen den Galanthus nivalis in Gärten und denjenigen in freier Wildbahn gebe. Es sei sein Ziel, dass künftig jede Person wilde von nicht wilden Pflanzen unterscheiden könne.

Folgende Faktoren sind ein Indiz für Wildpflanzen:

  1. Die Population befindet sich weitab von bewohnten Gebieten. Eine sogenannte „Ansalbung“ beispielsweise durch Gartenabfälle ist höchst unwahrscheinlich;
  2. Die Pflanzen sind grösstenteils aus Samen entstanden. Die sogenannt „generative Vermehrung“ lässt sich an einer lockeren, rasenartigen Verteilung der Pflanzen erkennen, ohne dass sich grössere Tuffs beobachten lassen. Die Teilung über Tochterzwiebeln (sogenannt „vegetative Vermehrung“) spielt in der Natur eine eher untergeordnete Rolle. Im Garten jedoch ist dies genau umgekehrt;
  3. Die Variabilität der Pflanzen äussert sich in der Natur darin, dass sich die Schneeglöckchen stark in Form und Grösse unterscheiden. Der heimische Typ ist zudem generell grösser und formschöner als die Schneeglöckchen, die in den Gärten der Schweiz wachsen. Pflanzenhöhen von über 30cm sind keine Seltenheit;
  4. Der Lebensraum ist ein wichtiges Indiz dafür, ob es sich um einen Wildstandort handelt: Schneeglöckchen wachsen im Hangschutt und die Erde zwischen den Steinen ist sehr locker. Als thermophile Pflanze wird das Schneeglöckchen begleitet durch Hainbuche, Linde, Flaumeiche und Esche.
Die Schneeglöckchen auf den Lägern wachsen im Kalkschotter
Ein vierblättriges Galanthus nivalis. Eine Spielerei der Natur.

Nach dieser Einführung ins Thema hatten die TeilnehmerInnen die Möglichkeit, das Gebiet auf eigene Faust zu erkunden. Mit viel Glück hätte man grünspitzige Schneeglöckchen finden können. Dies gelang jedoch an diesem Tag keiner Person aus der Gruppe.

Schneeglöckchen im Hangschutt (Jurakalk) in einem Wald mit viel Totholz

Nach der Einnahme des mitgebrachten Proviants kehrte die Exkursionsgruppe zurück zu den Autos. Trotz des schönen Wetters mit wolkenlosem Himmel ging die frostige Bise durch Mark und Bein und die Teilnehmenden der Exkursion waren am Ende der Wanderung froh, wieder im Tal zu sein.

Yanik Neff klärte letzte Fragen und Andrea Mazzocco, der Präsident des Vereins, richtete selbst auch noch einige Worte an die Gruppe. Danach verabschiedeten sich die Mitglieder und Gäste. Am frühen Nachmittag ging diese erste Vereinsexkursion bei guter Stimmung und bestem Wetter zu Ende.

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