Eine neue Galanthus-Art: G. bursanus – Dimitri A. Zubov, Yıldiz Konca & Aaron P. Davis
Einführung – Übersetzung Andrea C. Mazzocco
Die Marmarameerregion im Nordwesten der Türkei (asiatischer und europäischer Teil) ist ein Gebiet mit großer Vielfalt für Galanthus mit fünf einheimischen Taxa: G. gracilis Čelak., G. plicatus M.Bieb. subsp. plicatus, G. plicatus subsp. byzantinus (Baker) D. A. Webb, G. trojanus A. P. Davis & Özhatay und G. ×valentinei Beck nothosubsp. subplicatus (Zeybek) A. P. Davis. Nach der Arbeit von Rønsted et al. (2013) gehören diese Taxa zu drei verschiedenen phylogenetischen Klassen: Trojanus (G. trojanus), Nivalis (G. plicatus und G. ×valentinei nothosubsp. subplicatus) und Elwesii (G. gracilis). Alle fünf Taxa sind ‚synanthous‘ (die Blätter sind in der Blütephase (Anthesis) gut entwickelt) und haben eine Blütezeit von Winter bis Frühling (Dez. – April). Im November 2014 entdeckten wir (Konca & Zubov, pers. obs.) zwei kleine Populationen von Galanthus in der Nähe der Stadt Bursa (Provinz Bursa) in der Marmara-Region im Nordwesten der Türkei, an den nordwestlichen Ausläufern des Korucak-Daği-Kamms. Die Pflanzen blühten entweder blattlos oder hatten weniger als 3 cm lange Blätter, die größtenteils unter gefallenem Laub versteckt waren. Die Blüten waren stark duftend. Vegetative Klone (Klumpen von Pflanzen) waren zahlreich, mit vielen Blütenstielen in jedem Klumpen (5 – 24). Beide Populationen befanden sich auf einer Höhe von 500 m, ausschließlich auf felsigen Kalksteinaufschlüssen (jedoch niemals auf Klippen und Felswänden), auf rotem Lehmboden, in der halbtrockenen xerophytischen (an extrem trockene Standorte angepasster) Trockeneichwald-Pflanzengemeinschaft (Phytozänose) der Marmara-Übergangsregion (Atalay et al. 2014), bei dem Quercus cerris L. (Zerreiche) als Indikatorart dient (Abb. 2A – C). Durch ihr allgemeines Aussehen und ihre Blütezeit ähnelten die Galanthus an diesen beiden Orten G. reginae-olgae subsp. reginae-olgae, aufgrund der teilweisen Entwicklung der Blätter zur Blütezeit (‚hysteranthous‘ – die Blätter wachsen nach der Öffnung der Blüte) und schmaler, dunkelgrüner Blattspreite (dem Teil des Blattes nach dem Stiel), jedoch mit einem ausgeprägten blau-grauen (‚glaucous‘) Mittelstreifen, jedoch aufgrund spezifischer vegetativer und blumiger Merkmale deutlich unterschiedlich. Weitere Untersuchungen der beiden Subpopulationen an einem Ort auf dem Korucak-Daği-Kamm ergaben, dass sie eine Kombination von Eigenschaften besaßen, die in keinem Galanthus aus der Marmararegion oder in anderen Arten der Gattung zu finden waren. Aufgrund der ausgeprägten morphologischen Charakterisierung bezeichnen wir diese Pflanzen hiermit als eine neue Galanthus-Art: G. bursanus.